Über das Schreiben – ein erster Einblick

Es gibt da so einen gewissen Autor – ich nenne keinen Namen – der beginnt seine Vorwörter gern damit, eine alte Geschichte aus seiner Jugendzeit heraufzubeschwören. Dieses Stilmittel ist mir leider verwehrt, denn ich habe weder prägende Unfälle, spannende Liebegeschichten oder amüsante Verrücktheiten zu bieten, noch bin ich so alt, dass ich guten Gewissens auf meine Jugend zurückblicken könnte.

Trotzdem habe ich viel von diesem gewissen Mann gelernt. Einige meiner besten Methoden habe ich von ihm (und wenn Sie jetzt denken, ich würde aus dem Nähkästchen plaudern und Ihnen mein Konzept verraten, muss ich Sie enttäuschen. Wer weiß, ob ich das nicht eines Tages bereuen würde). Damit meine ich nicht, dass ich abgekupfert hätte … (Nun, habe ich aber. Bestimmt. Meiner Meinung nach beeinflusst das, was uns beeindruckt, immer auch unser eigenes Tun.) Jener gewisse Autor hat mir beigebracht, worauf es mir ankommt – einen eigenen Stil zu entwickeln und zu verfeinern. Herauszufinden, welcher Stil zu welcher Erzählung passt, wann Detailverliebtheit angebracht ist und wann die Würze in der Kürze liegt. (Und das ich manche Redewendungen einfach nicht mag, sie aber trotzdem verwenden kann.)

Wenn ich zurückblicke auf das, was ich als Kind geschrieben habe – dafür bin ich gottlob alt genug – dann entlockt mir das meistens ein feines Schmunzeln. Ich liebe diese Kindergeschichten (welche sie im doppelten Sinne sind). Ich denke gern an das ›Schiksahl‹ und an den Baum, der mehrere Kilometer Höhe misst.

Mir ist aber vor gar nicht allzu langer Zeit auch gesagt worden, dass es erstaunlich sei, wie düster die Gedanken einer Vierzehnjährigen sein können. Und wenn ich dann mal nachschaue – nun, auch das Zehnjährige ICH ist stellenweise ganz schön rabiat, um nicht zu sagen brutal, zu Werke gegangen.

Das Düstere, Gewalttätige, Morbide liegt mir mehr als die romantische Liebegeschichte. Meine Hauptfiguren sind meistens männlich, meistens jung, meistens draufgängerisch. Ich gewöhne mir ab, zu allem eine Erklärung zu geben. Es gibt Geschichten, bei denen ich jedes Detail plane, ab und zu haue ich auch einfach in die Tasten und sehe zu, was dabei herumkommt. Trotzdem überraschen mich meine Charaktere eher selten. Ich kenne die meisten ziemlich gut.

Und glauben Sie mir – die Figuren kennen mich auch.

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